Die Schlei - Eine Perle in der Ostsee
Reisebericht von Dr. Holmer Vogel
Was immer auch Fahrtensegeln für einen jeden Segler konkret bedeuten mag, die Natur und die Entspannung in der Natur werden dabei regelmäßig eine wichtige Rolle spielen. Wer Ruhe und Entspannung sucht, findet sie allein, mit Freunden oder mit der Familie mit Sicherheit an der Schlei. Aber auch Freunde des städtischen Lebens finden in Kappeln und insbesondere in Schleswig genügend Möglichkeiten, sich zu vergnügen.
Die Schlei ist kein Fluss, sondern eine flussartig verengte Förde von 100 bis 300 m Breite und seenartigen Erweiterungen in Schleswig-Holstein, die die beiden schleswigschen Landschaften Angeln und Schwansen trennt. Mit mehr als 50 Quadratkilometern Wasserfläche, umrundet von sanften Hügeln und grünen Landschaften, ist die Schleiregion ein echtes Naturparadies. Mittendrin liegt mit 50.000 Hektar der Naturpark Schlei. Die Schlei ist durch die Verzahnung von Süß-, Brack- und Salzwasserlebensräumen sowie der umgebenden Kulturlandschaft äußerst vielfältig. Landschaftlich ungemein reizvoll, streckenweise idyllisch, insbesondere im Frühjahr, wenn goldgelber Raps mit grünen Wiesen und Wäldern und blauem Himmel und blauem Wasser um die Farbenhoheit konkurriert, windet sich die Schlei von Schleimünde aus in südwestlicher Richtung 23 Seemeilen tief ins Hinterland.
Eins ist die Schlei aber gewiss nicht: ein großes Segelrevier. Dazu ist sie einfach zu eng. Im Gegensatz zur Flensburger Förde, auf der wegen der Grenzlage zu Dänemark nur die internationalen Kollisionsverhütungsregeln gelten, werden diese auf der Schlei durch die Regeln der deutschen Seeschifffahrtsstraßenordnung ergänzt. Es gilt hier also, im Fahrwasser soweit wie möglich rechts zu fahren. Und alle die dem Fahrwasserverlauf folgenden Fahrzeuge haben ein grundsätzliches Vorfahrtsrecht. Dies gilt sogar bei verminderter Sicht. Natürlich darf man als Segler hier entgegen der Fahrwasserrichtung aufkreuzen, aber nur unter Beachtung dieses Vorfahrtsrechtes. Aufgrund ihrer südwestlichen Ausrichtung kann es eine Strategie sein, möglichst zügig ihr Ende in Schleswig zu erreichen, um dann mit der vorherrschenden Windrichtung unter Segeln zurück zu bummeln.
Die Wassertiefen in der Schlei sind ab Arnis stellenweise nicht besonders üppig. Und in weiten Bereichen ist die rote 2 m-Tiefenlinie nicht weit vom Tonnenstrich entfernt. Erst kurz vor Schleswig öffnet sich die Schlei mit der Großen und Kleinen Breite seenartig. Aber auch hier ist die Wassertiefe nur etwas über 3 m. Durch Windwirkung induzierte Änderungen des Wasserstandes sind daher stets zu beachten. Bei starken und langanhaltenden Winden können sich die Wassertiefen um 1 m erhöhen oder verringern. Und die Schlei hat starke Strömungen, wobei der Strom der Windrichtung folgt. Bei Schleimünde oder in den Engen von Kappeln oder Lindaunis ist mit Strömungen von 2 bis 4 Knoten bei Winden aus Südwest bis West aus der Förde heraus oder bei Winden aus Nordwest bis Ost in die Förde hinein zu rechnen. Bei starkem Ostwind entsteht im Schleimünder Seegatt zudem unangenehmer Seegang, der ein Auslaufen erschweren oder sogar unmöglich machen kann.
Und dann gibt es noch zwei besondere Nadelöhre an der Schlei, nämlich die beiden Klappbrücken in Lindaunis und Kappeln. Gemeinhin öffnen sie in der Saison von morgens bis abends jeweils 15 Minuten vor der vollen Stunde. Zurzeit ist aber die Klappbrücke in Lindaunis ein wirkliches Hindernis. Sie ist ein echtes Museumsstück, wurde sie doch bereits 1926 gebaut. Heute ist sie baufällig und soll durch eine neue Schleibrücke ersetzt werden. Insbesondere ihr Klappmechanismus arbeitet scheinbar nicht mehr stabil, sodass ihre normalen Öffnungszeiten häufig in Frage stehen. Für die Törnplanung ist daher eine Erkundigung der aktuellen Öffnungszeiten z.B. im BauInfoPortal der Deutschen Bahn dringend angeraten.
Schleimünde Ahoi!
Von meinem Heimatliegeplatz am Großenbroder Binnensee erreichten wir über Orth auf Fehmarn auf meiner Segelyacht Solveig am späten Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein Schleimünde. Am Großenbroder Binnensee liege ich seit elf Jahren mit meiner Segelyacht, einer schwedischen Malö 39 classic. Auf diesem Urlaubstörn werde ich von meinen alten Freunden Karin und Martin begleitet. Schon von weitem konnten wir den mächtigen grün-weiß quergestreiften vierzehn Meter hohen Leuchtturm wahrnehmen, der die Steuerbordseite der Einfahrt in die Schlei markiert und auf der sogenannten Lotseninsel steht.
Die Bezeichnung Lotseninsel ist irreführend, denn die Lotseninsel ist in Wahrheit gar keine Insel, sondern eine Halbinsel. Allerdings bleibt das Gefühl, auf einer Insel zu sein. Kein Auto, kein Motorenlärm! Nach Norden schließt sich nämlich ein nicht betretbares Vogelschutzgebiet an, so dass die Lotseninsel nur per Schiff erreichbar ist. Tagsüber laufen Ausflugsdampfer die Insel an und entladen ihre Tagestouristen. Erst gegen Abend kehrt Ruhe ein und die Segler sind dann wieder unter sich. Auf der Lotseninsel befindet sich ein in der Regel gut besuchter kleiner Nothafen für Sportboote mit Wassertiefen von 2,10 m bis 2,50m und ca. 25 Liegeplätzen. Hier gibt es auch eine kleine Gastwirtschaft, die Giftbude. Die Bezeichnung ist wohl abgeleitet aus dem Althochdeutschen „Gift“ für Gabe und Geben. Lotsen und auch der Leuchtturmwärter wohnen seit 1980 nicht mehr auf der Insel. Heute kümmert sich der Förderverein Naturnaher Wasserwanderplatz Schleimünde e.V., einem Zusammenschluss von zahlreichen Wassersportvereinen auf Schlei und Ostsee, um die Erhaltung des traditionsreichen Hafens. Uns zog es jedoch zunächst nach Maasholm, einem kleinen Fischereihafen mit einer modernen, überaus beliebten großen Marina.
Maasholm
Nach Passieren von Schleimünde öffnet sich die Schlei zu einem seenartigen Gewässer. Bis nach Maasholm sind es noch 1,5 Seemeilen und man ist gut beraten, sich in der Tonnenstraße zu bewegen, denn unmittelbar daneben wird es schnell unter einem Meter flach. Bei der grün-rot-grünen Tonne 15 bogen wir ab und hielten direkt auf die Einfahrt des Hafens zu. Hochdruckeinfluss und Sonnenschein motivierten uns, direkt für zwei Nächte zu bleiben, denn meine Freunde kannten Maasholm noch nicht. Obwohl der Yachthafen insbesondere in der Urlaubszeit oft überfüllt ist, habe ich bisher noch immer einen Liegeplatz gefunden. Wenn man hier nichts findet, kann man es auch bei der Modersitzki Werft versuchen, einem idyllischen Werft- und Yachthafen direkt um die Ecke am Wormshöfter Noor. Die Steganlage bietet 80 Liegeplätze mit bis zu 2,50 m Wassertiefe. Wer es noch idyllischer mag, kann auch nördlich des Hafens im Wormshöfter Noor auf 2,00 m bis 2,50 m ankern.
Auch wenn die Bedeutung des Fischfangs an der Schlei zurückgegangen ist, hat Maasholm immer noch eine kleine aktive Fischereiflotte. Und auch heute noch bestimmen Netze, Fischkisten, Kutter und Co. das unverkennbare, maritime Flair eines traditionellen Fischerortes. Von der Tradition des Fischfangs zeugt auch die Bronzestatue "Peter Aal" mit seinem Aalstecher und den zwei darauf lauernden Möwen. Seit 1999 wacht er nun über den Hafen. Am besten erschließt sich der etwas raue, aber charmante Charme Maasholms durch einen Spaziergang „De Maas rund“. Hier begegnet man auch der kleinen Petri-Kirche und den alten Kahnstellen mit herrlichem Ausblick auf das Wormshöfter Noor.
Zuerst nach Schleswig
Uns zog es zunächst weiter nach Schleswig, dem Endpunkt an der Schlei. Auf dem Weg dahin mussten wir auch das zurzeit problematische Nadelöhr Lindaunis und die mit 100 m engste Stelle der Schlei bei Missunde passieren. In der Missunder Enge verbindet eine kleine Seilfähre die Landschaften Angeln und Schwansen. Den Fährbereich sollte man zügig passieren, denn die Fähre muss dem durchgehenden Verkehr ausweichen. Sportboote bestimmen das Bild rund um die Enge, die man von der Terrasse des Restaurants „Fährhaus“ – dem ehemaligen Zollhaus auf der Brodersbyer Seite der Schlei – hervorragend überblicken kann. Der Yachthafen vor dem Fährhaus bietet auf 2 bis 3 m Wassertiefe Liegeplätze. Etwa 300 m südlich der Fähre findet man in der Marina Brodersby auf 3 m Wassertiefe ebenfalls Liegeplätze. Wer hier verweilen möchte, findet zahlreiche Möglichkeiten für Spaziergänge oder kann in der wunderbaren Natur einfach nur seine Seele baumeln lassen.
Nach Verlassen der Missunder Enge öffnete sich bald die Große Breite. Nach Passieren der Stexwiger Enge und der Kleinen Breite erreichten wir dann am späten Nachmittag das Stadtgebiet von Schleswig. Die alte Stadt liegt malerisch am Nordufer der Schlei. Mit dem Stadthafen, dem Schleswiger Yachthafen und dem Wiking-Yachthafen gibt es mehrere Anlegemöglichkeiten. Schon wegen unseres Tiefganges haben wir uns für den Schleswiger Stadthafen entschieden. Er liegt zudem so zentral, dass man hier verschiedene Spaziergänge durch Schleswig beginnen kann.
Schleswig hat heute ca. 24.000 Einwohner und ist mit seiner Ruhe und Behaglichkeit deutlich dänisch geprägt. Mit seiner Altstadt, seiner Fußgängerzone, die sich von Ost nach West quer durch die ganze Stadt erstreckt, dem Sankt-Petri-Dom, dem Rathaus und seinem Rathausplatz, den prächtigen Bürgerhäusern und vor allem der märchenhaften Fischersiedlung auf dem Holm lädt Schleswig zum Bummeln ein. Und genau dieser alten Schleswiger Fischersiedlung wegen waren wir insbesondere hier, hatte ich ihren Besuch doch auf meinen bisherigen Besuchen regelmäßig ausgelassen.
Die Fischersiedlung Holm ist der älteste Stadtteil Schleswigs. Der Name leitet sich aus dem dänischen ab und bedeutet kleine Insel. Die Siedlung entstand um das Jahr 1000 auf einer kleinen Insel vor Schleswig, die bis 1933 nur durch eine Brücke mit der Stadt verbunden war und mit Fischerei, Handwerk und Handel ein Eigenleben führte. Von 1480 an war es nur Holmfischern gestattet, in der Schlei von Arnis bis Schleswig zu fischen. Dieses Recht gilt im Prinzip heute noch. Um 1900 lebten auf dem Holm 100 Fischerfamilien vom Fischfang. Heute lebt noch eine Handvoll Fischer auf dem Holm, die ihr Handwerk ausüben. Zentrum des Holms ist der Friedhof mit seiner Kapelle von 1876, der in der Mitte der Fischersiedlung beheimatet ist. Rundherum sind die typischen Häuser entstanden. Die Holmfischer hatten ihre Häuser in diesem Viertel. Viele der Grundstücke hatten sogar direkten Zugang zur Schlei und manchmal auch ihren eigenen Bootssteg.Auf dem Holm befindet sich auch das St.-Johannis-Kloster vor Schleswig. Es gilt als der besterhaltene mittelalterliche Klosterkomplex in Schleswig-Holstein und wurde im Jahr 1194 von Benediktinerinnen gegründet. Mit Kirche, Kapitelsaal, Remter und Kreuzgang lässt es etwas von der Zeit erahnen, als Bibel und Leben noch dicht beieinander waren. Nach der Reformation wurde das Kloster zum adeligen Damenstift. Nonnen und Konventualinnen prägten im Laufe der Zeit dieses einzigartige Ensemble, das als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz steht.
Über Haithabu …
Zeitlich wollten wir uns nach dem Besuch von Schleswig noch einen Schritt weiter in die Vergangenheit bewegen und besuchten die Schleswig genau gegenüberliegende alte Wikingersiedlung Haithabu am Haddebyer Noor. Wer viel Glück hat, kann dabei sogar sein Schiff im Haddebyer Yachthafen anlegen, vorausgesetzt Tiefgang, Länge und Breite passen zum Boxenangebot. Die Wassertiefe ist mit maximal 2,50 m angegeben und für unsere Schiffsgröße hielt der Hafen drei Boxen bereit. Voraussetzung ist, dass deren Inhaber gerade unterwegs sind. Der Hafenmeister ist ein sehr freundlicher Mensch und außerordentlich hilfsbereit. Eine vorherige Kontaktaufnahme empfiehlt sich dringend, will man nicht unverrichteter Dinge wieder wegfahren. Viel Idyllischer kann man nicht liegen!
Vom Yachthafen waren es nur wenige Schritte bis zur Wikingersiedlung Haithabu, die bereits im Jahr 770 gegründet wurde und in der zwischen 1.000 und 1.500 Menschen lebten Das Wikinger Museum Haithabu ist eines der bedeutendsten archäologischen Museen Deutschlands. Die UNESCO hat den wikingerzeitlichen Handelsplatz und das Grenzbauwerk Danewerk 2018 zum Welterbe ernannt. Das Ausstellungshaus wie auch die sieben rekonstruierten Häuser, die sich auf dem historischen Gelände befinden, zeigen eindrücklich, wie die Menschen dort im Frühmittelalter gelebt haben.
Innerhalb des Halbkreiswalles, in unmittelbarer Nähe des Museums, gewähren die nach originalen Baubefunden rekonstruierten Wikinger-Häuser Einblick in die Lebensverhältnisse der Bewohner vor rund 1000 Jahren. Auf schmalen Bohlenwegen, zwischen lehmverputzten Flechtwandhäusern und auf der Landungsbrücke im Hafen kann man mit allen Sinnen in die Welt der Wikinger eintauchen. Das Museum bietet ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Vorführungen zu altem Handwerk und Märkten, das hier regelmäßig die Welt der Wikinger vor den Augen der Besucher für einen Moment wiederaufleben lässt.
Das Wikinger Museum selbst präsentiert eine spannende archäologische Ausstellung. Einzigartige Originalfunde und innovative Vermittlungsmedien nehmen den Besucher mit auf eine Reise in das frühstädtische Leben vor 1000 Jahren. Im hauseigenen Kino zeigt das Museum seinen Besuchern mehrmals täglich zwei ganz neue Filme über die Welt der Wikinger. Wir waren schlicht begeistert!
In Haithabu kreuzten sich die wichtigsten Fernhandelswege und führten Menschen und Waren aus aller Welt zusammen. Zum Schutze der Stadt wurde ein befestigter Halbkreiswall errichtet. An diesen schloss im Westen das Verteidigungssystem des Danewerks an.
Fast dreihundert Jahre lang hatte Haithabu die Schlüsselposition im Warenumschlag zwischen Nord- und Ostsee inne. Schließlich waren von diesem Ort nur 18 Kilometer Landweg zu bewältigen, um über Treene und Eider die Nordsee zu erreichen. Mit dem Ende der Wikingerzeit, um die Mitte des 11. Jahrhunderts, gingen seine Funktionen im Übrigen an das am Nordufer der Schlei gelegene Schleswig über.
Wir hatten den Wendepunkt unseres Törns erreicht und machten uns unter Segeln langsam auf den Rückweg nach Arnis, der mit knapp 300 Einwohnern kleinsten Stadt Deutschlands.
… nach Arnis, Deutschlands kleinster Stadt
Wie Maasholm liegt Arnis auf einer Halbinsel. Arnis wurde 1667 von 65 Familien aus dem nahegelegenen Ort Kappeln auf der damals unbewohnten Insel in der Schlei gegründet. Dieser „Auszug nach Arnis“ war ein Akt des Widerstands gegen Detlef von Rumohr, der die Bewohner Kappelns Ende 1666 in die Leibeigenschaft pressen wollte. Seine wirtschaftliche Blütezeit erlebte der Ort in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit 88 Handelsschiffen und über 1000 Einwohnern. Arnis besteht aus einer langen Straße in der Mitte mit Giebelhäuschen dicht an dicht zu den Seiten, Gärten für Gemüsebau und Haustiere mit Zugang zur Schlei und einem Steg für das Fischerboot hinterm Haus. Wir fanden einen Liegeplatz direkt an der Schlei und erkundeten dieses städtische Kleinod auf dem Fußweg, der rund um Arnis führt. Die lange Bootsbautradition ist bis heute sichtbar, insbesondere sind viele klassische Yachten zu sehen. Auch in Arnis verbindet eine kleine Seilfähre die Landschaften Angeln und Schwansen.
Am nächsten Tag strahlte die Sonne und wir verholten uns die zwei Seemeilen nach Kappeln. Nach Passieren der Klappbrücke fanden wir bei der bekannten Werft von Henningsen & Steckmest in fußläufiger Entfernung von Kappeln einen idyllischen Liegeplatz mit direktem Blick auf die Schlei. Und wieder war die querlaufende Strömung zu beachten. Interessiert schaute uns eine junge Mitarbeiterin beim Anlegen zu und meinte nur, ihr könnt das ja. Offensichtlich hatte sie schon anderes gesehen.
Und Kappeln zum Schluss!
Kappeln bietet eine Vielzahl an Anlegemöglichkeiten. Wer es gerne im Zentrum des Geschehens mag, findet 35 Gastliegeplätze direkt nördlich der Klappbrücke. Mit einem kleinen Schritt befindet man sich dann direkt auf der Hafenpromenade und hat das Zentrum der Stadt vor sich. Bei der touristischen Erschließung der Kleinstadt Kappeln unterstützte uns der kostenlose SH Guide Stadtreiseführer Kappeln (www.sh-guide.de) mit wertvollen Tipps und Informationen.
Kappeln hat heute ca. 9.000 Einwohner und wurde urkundlich erstmals 1357 erwähnt. Der Name leitet sich von Kapelle ab, weil dort auf dem hohen Ufer bereits im 14. Jahrhundert eine Kapelle bestand.
Heute existiert diese Kapelle nicht mehr. Viele Jahre später wurde Ende des 18. Jahrhunderts im Stil des Spätbarocks die St. Nikolei-Kirche erbaut, heute das Wahrzeichen der Stadt Kappeln. Über Jahrhunderte lebten die Menschen vom Fischfang. Heute ist noch der historische Heringszaun nördlich der Klappbrücke zu bewundern. Durch den Aufbau des Marinestützpunktes Olpenitz entstand 1964 Deutschlands größter Marinehafen an der Ostsee, der allerdings 2006 schon wieder geschlossen wurde. An dem Marinestützpunkt hingen ca. 4.000 Arbeitsplätze, die durch die Schließung verloren gingen. Dies hatte die Stadt wirtschaftlich schwer getroffen, denn auch die Marinesoldaten und ihre Familien zogen weg. Heute versucht sich die Stadt Kappeln auf den Tourismus zu konzentrieren und verlorenes Terrain zurückzugewinnen.
Wir wollten zunächst die Hafenanlagen direkt an der Schlei erkunden. Südlich der Kappelner Klappbrücke liegen in idyllischer Lage und mit grünem Baumbestand an der Schleipromenade der Arnisser Segelclub und der Museumshafen. Der Arnisser Segelclub ist eine wirklich hübsche Anlage mit Clubhaus und Restaurant in gemütlichem Ambiente. Wieder zurück folgten wir den vielen malerischen Gassen durch das Stadtzentrum bis zur Mühle Amanda mit der Touristeninformation und dem historischen Sägewerk. Sie wurde 1888 errichtet und ist mit 32 Metern die größte Windmühle Schleswig – Holsteins. Weiter ging es in die älteste Straße Kappelns, dem Dehnthof. Hier fallen einem sofort die drei berühmten Schornsteine der Fischräucherei Föh mit dem Schriftzug A A L ins Auge. “Sage Kappeln nie Adieu ohne einen Fisch von Föh“ lautet ihr Werbeslogan. Die Fischräucherei ist eine wahre Institution in der Schleistadt. Wie vor 100 Jahren werden hier traditionell in Altonaer Öfen Fische geräuchert und veredelt. Auch wir konnten diesem Charme nicht widerstehen und verspeisten unsere Fischhappen genüsslich auf der Sonnenterrasse.
Im Ortszentrum fanden wir einen kleinen Supermarkt, um unsere Vorräte zu ergänzen mit der Folge, dass Martin – wie seit nunmehr 29 Jahren – wieder einmal seine schon legendäre Sauce Bolognese ansetzen durfte. Bei warmen Temperaturen und herrlichem Ausblick auf die Schlei beendeten wir den Abend bei einem Glas Weißwein im Garten des Seglers, dem Cockpit. Am folgenden Tag wollten wir die Schlei wieder verlassen.
Wieder hinaus auf die Ostsee!
Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich ca. eine Seemeile südlich von Schleimünde die Einfahrt in den Yachthafen Olpenitz im ehemaligen Marinestützpunkt befindet. Der Yachthafen gehört noch zum Stadtgebiet von Kappeln und ist eingebunden in das Projekt OstseeResort Olpenitz. Hier entsteht derzeit eines der größten maritimen Immoblien- und Ferienresorts Nordeuropas, das voraussichtlich in 2026 fertiggestellt sein soll. Allein bis Ende 2022 sollen hier 1.000 Wohneinheiten entstehen. Ein Urlaubsort der Superlative verspricht vollmundig die Werbung! Dieser Gigantismus war uns zu viel und wollte uns nicht so recht zum Image der Schlei als echtes Naturparadies passen. Uns zog es daher voll schöner Eindrücke ins hyggelige Dänemark und mit einer strammen Backstacksbrise nahmen wir Kurs auf die dänische Südsee.