Mit der Roland von Bremen unterwegs von Schweden nach Kiel
Roland von Bremen wurde 1936 bei Burmester in Bremen gebaut. Nach nur zwei Monaten Bauzeit sollte es Transatlantik-Regatten gewinnen. Mit Erfolg: Roland von Bremen gewinnt sogleich die erste Regatta von Bermuda zurück nach Cuxhaven!
83 bewegte Jahre später bekamen wir nun die Chance, uns von seinen Segeleigenschaften zu überzeugen. Im Rahmen eines Kettentörns hatten wir für das Teilstück von Sandvik/Öland in Schweden zurück bis zum Heimathafen Kiel zwei Wochen zur Verfügung.
Zunächst einmal ging es bei strahlendem Sonnenschein und schwachem SE Wind sehr gemächlich, zwei Tage lang, Richtung Kalmar. Unterwegs fanden wir in einer dänischen Swan schnell einen Gegner, der uns dazu motivierte die Segel optimal zu trimmen. Mit Verlassen des Kalmarsundes kamen wir aus der Abdeckung Ölands frei und gerieten so in den erhofften Ostwind, der uns schnell und bequem in kurzer Zeit über Allinge/Bornholm bis Sassnitz/Rügen brachte. Während wir auf Bornholm rechtzeitig zum Frühstück einliefen, kamen wir in Sassnitz erst so spät abends an, dass die Restaurants gerade geschlossen hatten.
Zum Glück fanden wir in der Altstadt noch einen verständigen Gastronomen, der extra für uns zu später Stunde noch einmal seine Küche öffnete. Auf diese Weise gut gestärkt ging es am Morgen über Greifswald, wo man uns schon im Museumshafen einen Liegeplatz freigehalten hatte, weiter nach Stralsund. Wir bekamen einen Liegeplatz mit Blick auf die Gorch Fock I. Da wir tiefgangbedingt (2,70m) nicht jeden Hafen mit dem Roland anlaufen können, führte uns die nächste Etappe nach Warnemünde. Leider verließ uns hier der bisher gute östliche Wind zum Ende des Tages, so dass wir das letzte Stück unter Motor laufen mussten.
Für den Rest unseres Törns sagte der Wetterbericht deutlich stärkere westliche Winde vorher, weshalb wir großräumig zwischen Dänemark und Deutschland Richtung Westen kreuzten. Zunächst ging es nach Gedser/Falster. Aufgrund des Tiefganges und der Größe der Roland landeten wir hier im Lotsenhafen. Dieser ist an sich trostlos, doch schnell freundeten wir uns mit den dort auf Einsätze wartenden Lotsen an und durften uns in aller Ruhe ihr neues Lotsenboot ansehen. Ein ziemlicher Kontrast zum 83 Jahre älteren Roland.
Nach der bis in die Nacht gehenden Fahrt bis Neustadt gönnten wir uns hier am nächsten Tag einen Hafentag. Weiter ging es durch die Fehmarnsundbrücke (ja, die Höhe passt!) nach Heiligenhafen, wo wir stilgerecht den ganz neu errichteten Museumshafen nutzen konnten. Unsere Päckchen-Nachbarn riefen uns schon beim Längsseits gehen voller Freude zu, dass sie selbst schon vor 30 Jahren mit Roland unterwegs waren, und so kam man dann auch hier schnell ins Gespräch. Aufgrund des nun doch länger anhaltenden starken Westwindes baute sich vor Bagenkop eine beeindruckende See auf, und Roland konnte sein Gewicht und seine Größe ausspielen, um dem Seegang zu trotzen. In Marstal/Ærø fanden wir eine geschützte Liegemöglichkeit. Am letzten Tag ging es bei SW-Wind leider genau gegen an. Die noch vom Vortag übrig gebliebene Welle beruhigte sich jedoch zunehmend bis Kiel.
Alles in allem ein sehr schöner Törn, der uns bzgl. Wind, Wetter und Seegang von der Badehose bis zum Ölzeug alles bescherte, was Seglers Herz begehrt, inklusive staunender Blicke in den Häfen und auf See. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit dem stolzen SchiffINB.
Der Törn in Fakten: 544 sm, 13 Häfen, 4 Länder, 4 Segler und 2 Nachtfahrten
Text und Bilder: Jochen Kiel